Anlass der Untersuchungen und deren Bewertung
Aus dem Gutachten der Ökologischen Arbeitsgemeinschaft Würzburg (ÖAW) GbR erstellt für die Nabu Ortsgruppe TBB im Jahr 2008 und eigene Aufnahmen.
Im Rahmen der Umstrukturierung der Bundeswehr ist die Schließung der Kaserne Tauberbischofsheim und damit einhergehend die Schließung des Standortübungsplatzes geplant. Da militärische Übungsplätze sich vielfach als Rückzugsgebiete für bedrohte Tier- und Pflanzenarten erwiesen haben, hat sich die NABU-Ortsgruppe Tauberbischofsheim entschlossen, das floristische Arteninventar des Übungsgeländes durch ein anerkanntes Büro erfassen zu lassen. Der Schwerpunkt der Untersuchungen lag auf den Offenlandflächen im südlichen Teil des Übungsgeländes.
Stellungnahme Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe
Die Erhebung der Pflanzenarten sollte als erste, grobe Einschätzung der ökologischen Wertigkeit des Standortübungsplatzes dienen. Trotz der einseitigen, unvollständigen Erfassung (nur die Flora) konnte man schon aufgrund der vorgefundenen Vegetationstypen und der verschiedenen Pflanzenarten erahnen, dass auch in der Fauna ein größeres Artenspektrum zu erwarten ist.
Damit stand fest, dass erst eine umfassende Bestandsaufnahme eine exakte Beurteilung dieser Fläche erlaubt.
Raum Boden Klima
Das Gebiet befindet sich im Naturraum Tauberland, welches der Großlandschaft Neckar- und Tauber-Gäuplatten zuzuordnen ist. Es liegt auf der Gäufläche östlich des Taubertales
Die Offenlandbereiche befinden sich auf der ebenen bis welligen Plateaufläche im Süden des Übungsplatzes; die Waldflächen nehmen die nördlich angrenzenden Hangbereiche ein. Laut geologischer Karte ist das gesamte Gebiet dem Oberen Muschelkalk zuzurechnen, der teilweise von Hangschutt- und Lößablagerungen überdeckt ist. Über die Böden liegen keine Angaben vor; es ist jedoch von Braunerden bzw. Parabraunerden auszugehen.
Das Klima des Untersuchungsgebietes ist als ein, für mitteleuropäische Verhältnisse, typisches Weinbauklima zu beschreiben. Die mittleren Jahrestemperaturen liegen bei ca. 9 °C , der durchschnittliche jährliche Niederschlag beträgt ca. 700 mm.
Waldbereiche
Bei den begangenen Waldbeständen handelt es sich überwiegend um Kiefernwälder mit Laubwaldunterwuchs auf Buchenwald-Standorten. Daneben sind Nadelwaldbestände (Fichte, Douglasie), kleinere Laubwaldbestände und Laubwald- sowie Mischwaldaufforstungen vorhanden.
Bei den Magerrasen handelt es sich überwiegend um Enzian–Schillergras-Rasen (GENTIANOKOELERIETUM). Als Kennarten der Gesellschaft sind die Stängellose Kratzdistel (Cirsium acaule ) und der Krainer-Thymian (Thymus pulegioides subsp. carniolicus ) anzusehen. Der Gewöhnliche Fransenenzian(Gentianella ciliata) wurde im Bereich der Aufnahmeflächen nicht angetroffen, die Art trat jedoch in den weniger trittbelasteten Randbereichen von Hecken auf. Die Gesellschaft ist typisch für beweidete Magerstandorte über basischen Böden. Als Besonderheit für die Ausprägung der Gesellschaft ist das hochstete Vorkommen des Wiesen-Hafers (Helictotrichon pratensis) zu werten. Die teilweise Aspekt prägend auftretende Art ist in der Region gewöhnlich in bodensauren Magerrasen anzutreffen.
Die Magerrasen sind vorwiegend im zentralen Bereich des Übungsplatzes lokalisiert, sie treten jedoch auch östlich hiervon sowie in den Grünland-Heckenkomplexen im Südwesten des Gebietes auf. Auf einer Mähwiesenfläche im Osten des Übungsgeländes tritt kleinflächig ein als Biotop kartierter Trespen-Halbtrockenrasen (MESOBROMETUM) auf. In diesem Magerrasen ist eines von mehreren Vorkommen des Kreuz-Enzians (Gentiana cruciata) im Untersuchungsgebiet lokalisiert.
Gut ausgeprägte Säume fehlen in den Offenlandbereichen des Untersuchungsgebietes weitgehend, was durch die Nutzung des Geländes bedingt sein dürfte. Die durchaus vorhandenen Saumarten treten daher nur in den Waldbinnensäumen gesellschaftsbildend zusammen. Komplexe aus Ruderalen Halbtrockenrasen, Halbtrockenrasen und Wiesenelementen bestimme weite Bereiche von den beweideten Grünlandbereichen im zentralen, südlichen und östlichen Teil des Übungsgeländes. Aufgrund des Übungsgeschehens sind die Oberbodenverhältnisse in diesen Bereichen sehr unterschiedlich, was in der hohen Diversität der Krautschicht seinen Niederschlag findet. Die als Mähweiden bzw. Mähwiesen genutzten
Grünlandbereiche sind überwiegend als mäßig bis sehr artenreiche Flachlandmähwiesen (ARRHENATHERETUM ELATIORIS) ausgeprägt. Die Gehölzbestände der Offenlandbereiche [Gebüsche, Hecken, Vorwaldbereiche (Kiefern-Laubholz-Baumhecken), Parkwald, Einzelbäume, Obstbaumreihen] stehen im Komplex mit den Grünlandbeständen (Hohe Dichte an Ökotonbereichen) und stellen faunistische Verbindungselemente zwischenden nördlich und südlich angrenzenden Waldflächen dar.
Von großer Wichtigkeit für wärmeliebende Insekten sind die Störstellen und Schotterränder.
Das Mosaik verschiedenster Lebensräume bildet die Basis für den großen Artenreichtum und Asthetik der Landschaft.