Der Schwalbenschwanz (Papilio machaon) gehört zur Familie der Ritterfalter (Papilionidae). Er ist einer der auffälligsten und größten Tagfalter in Mitteleuropa.
Im NSG Brachenleite ist der attraktive Schmetterling regelmäßig in zwei Generationen anzutreffen. In wärmebegünstigten Jahren fliegt er schon gegen Ende April. Falter der zweiten Generation lassen sich ab Mitte Juli beobachten. Nicht immer ist es leicht, beide Generationen gegeneinander abzugrenzen. Für Naturliebhaber/innen, die einfach „nur“ die Formen- und Farbenvielfalt der Falter bestaunen möchten, ist diese kleine Bestimmungsunsicherheit aber leicht zu verschmerzen.
Der deutsche Name „Schwalbenschwanz“ erklärt sich fast von selbst. Die zu einer Spitze verlängerten Hinterflügel erinnern an den Schwanz einer Rauchschwalbe.
Wegen seiner Mobilität und der Tendenz weiträumig umherzuwandern ist der Schwalbenschwanz in ganz unterschiedlichen Biotopen anzutreffen. Ideale Lebensräume sind offene magere Gras- und Wiesenlandschaften. Zur Partnerfindung sind – besonders im Frühjahr – erhöhte Landschaftselemente wie Berg- oder Hügelkuppen beliebte Rendezvousplätze. Hier trifft man sich zur Gipfelbalz, auch „Hilltopping“ genannt. Eintreffende weibliche Falter werden hier von den Männchen ebenso vehement umworben, wie die Konkurrenz vertrieben wird.
Nach der „Hochzeit“ sucht das Weibchen nach Eiablagepflanzen. Die Wahl scheint nicht immer einfach zu sein.
Das „Wilde Möhrendickicht“ ist zur Eiablage eher ungeeignet. Einzelpflanzen an offenen exponierten Stellen werden bevorzugt angeflogen.
Schwalbenschwanz Weibchen legen ihre Eier einzeln und im Flatterflug sich an der Pflanze festhaltend an verschiedene Doldenblütler (Apiaceae) ab. Eine dichte Krautschicht wäre wegen der großen Flügelspannweite der Falter (bis zu 80 mm) sehr störend.
Das vor wenigen Minuten abgelegte Ei ist hellgelb. Nach ein paar Tagen färbt es sich dunkler. Kurz vor dem Schlupf, nach ca. 8-10 Tagen, ist durch die nun durchsichtige Eihülle die kleine schwarze Raupe zu sehen.
Die kleinen Jungraupen schützen sich vor ihren Fressfeinden, vorwiegend sind das Vögel, durch Tricksen und Täuschen. Mit ihrem Aussehen ahmen sie fast perfekt ein Vogelkothäufchen nach (Vogelkotmimikry). Ein toller Trick, denn welcher Vogel frisst schon gerne seine eigenen Hinterlassenschaften!
Ganz typisch für Schwalbenschwanz-Jungraupen ist der helle Rückenfleck (Sattelfleck).
Nach mehrmaliger Häutung ist dieser Trick der Tarnung wegen der zunehmenden Größe der Raupe nicht mehr aufrecht zu halten. Sie ist nun auffällig bunt gefärbt. Die Intensität der grünen Grundfarbe reicht von sanftgrün bis neongiftgrün, unterbrochen durch schwarze Querstreifen und Flecken, letztere mit leuchtend orangeroten Punkten. Trotz ihrer grellbunten Färbung ist die Schwalbenschwanzraupe in einer blütenbunten Wiese nicht leicht zu finden.
Die Eier des Schwalbenschwanzes werden immer an der späteren Nahrungspflanze der Raupen abgelegt. Das ist ebenso vorteilhaft wie praktisch. Denn von Anfang an ist die Haupttätigkeit der Raupen: fressen, fressen und nochmals fressen! Hier ist die Nahrungspflanze Pastinak (Pastinaca sativa).
Schwalbenschwanzraupe an Wilder Möhre (Daucus carota).
Ausgewachsene Schwalbenschwanzraupen sind bei ihrer Suche nach einem geeigneten Verpuppungsplatz recht schnell unterwegs und können sich weit von ihrem Nahrungsplatz entfernen.
Nicht immer geht alles gut. An dieser toten Schwalbenschwanz-Raupe saugt eine Feuerwanze (Pyrrhocoris apterus). In der Regel ernähren sich Feuerwanzen von verschiedenen Pflanzensamen, z. B. Lindensamen, die sie mit ihrem Stechrüssel anstechen und aussaugen. Gelegentlich saugen sie auch an toten Insekten.
Hat die Raupe einen geeigneten Verpuppungsplatz gefunden, das können versteckte kleine Zweige in Bodennähe sein oder auch trockene Pflanzenstängel, fertigt sie aus Seidenfäden ein kleines Gespinstpolster für das Hinterteil an und einen Seidengürtel, in den sie sich mittig einhängt. So angeseilt verharrt die Raupe (genauer Vorpuppe) ein bis zwei Tage, bevor sie sich zur Puppe häutet. Das Foto zeigt den Anfang des kunstvollen und komplizierten Spinnvorgangs.
Nicht gerade optimal! – Ein Grasblatt und eine daran baumelnde pralle schwergewichtige Raupe – zur Verpuppung bereit. Ein guter Ausgang scheint hier sehr ungewiss.
Ist in der Entwicklung vom Ei bis zum Schmetterling alles störungsfrei verlaufen, ist ein reichhaltiges Nektarangebot für den Schwalbenschwanz wie auch für viele andere Falter und Insekten überlebenswichtig. Blütenreiche Weg- und Wiesensäume wie im NSG sind in der heutigen immer intensiver genutzten Landschaft nur noch selten zu finden.
Weg-Disteln (Carduus acanthoides) sind eine allgemein beliebte „Nektar-Tankstelle“. Hier lassen sich viele Falter- und andere Insekten-Arten beobachten und fotografieren.
Zum Beispiel der Distelfalter (Vanessa cardui). Distelfalter haben ein breit gefächertes Nahrungsspektrum saugen aber, ihrem Namen entsprechend, sehr gerne an Disteln.
Blütenreiche Weiden und Wiesen sind ein Eldorado für alle Insekten. Der Blühaspekt Ausschnitt zeigt eine Schafweide im NSG, fotografiert Mitte Juli 2016. Erstmalig wurde die Fläche Anfang Mai beweidet. Eine Erholungsphase von acht bis 10 Wochen in Verbindung mit genügender Feuchtigkeit hat ausgereicht, eine solche Blütenpracht zu entwickeln.
Zur Nektaraufnahme fliegt der Schwalbenschwanz ganz unterschiedliche Blütenpflanzen an. Violette Blüten, wie die verschiedener Distelarten, Flockenblumen oder Rotklee, scheinen besonders attraktiv für ihn zu sein.
Auch Löwenzahn (Taraxacum spec.) wird gerne angenommen
oder der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare). Der Schwalbenschwanz ist bei der Wahl seiner Nektarquellen nicht besonders anspruchsvoll.
Der in Ruhestellung eingerollte Rüssel wird zur Nektaraufnahme ausgerollt und tief in die Blüten hineingeführt.
Schwalbenschwänze beim Saugen an feuchter Erde (fotografiert bei Königheim, in der Nähe einer landwirtschaftlichen Miete).
Nach anstrengender Nahrungssuche braucht man hin und wieder auch mal eine Pause!
Der verletzte Schwalbenschwanz kann wegen seiner durchlöcherten linken Flügelseite nicht mehr fliegen. Vorder- und Hinterflügel sind durch die Perforierung ineinander verhakt. So wie es aussieht, hat hier ein Vogel zugepickt, um den Falter zu erbeuten.
Auch in der Draufsicht ist die „verklemmte“ Situation deutlich zu erkennen.
Schmetterlinge sind in der Systematik innerhalb der Klasse der Insekten in der Ordnung der Schuppenflügler (Lepidoptera) eingegliedert. In den dunkleren und farbigen Bereichen der Flügel sind die dachziegelartig angeordneten Flügelschuppen gut zu erkennen. Das erklärt die Eingliederung in das System.
Der Schwalbenschwanz (Papilio machaon) ist besonders geschützt nach dem Bundesnaturschutgesetz (BNatSchG), in Anhang 1 der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) verzeichnet.
In der Roten Liste (RL) der gefährdeten Schmetterlinge Deutschlands ist er in der Vorwarnliste (V) aufgeführt, ebenso für Baden-Württemberg.
Ein Tipp zum Schluss: Naturnah angelegte Gärten mit Wildkräutern und z.B. Schmetterlingsflieder (Buddleja davidii) sind verlockende Biotope für Schwalbenschwanz und Co.
Verwendete Literatur:
Ebert, G., Rennwald, E. (1991): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, Band 1, Tagfalter 1, S. 213–222, Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart
Internet:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeine_Feuerwanze
weitere schöne und hilfreiche Schmetterling-Links:
http://www.schmetterling-raupe.de/zyklus.htm
http://schmetterlinge.bund-rlp.de/wissenswertes/schwalbenschwanz_entwicklung_und_generationenfolge/
http://www.lepiforum.de/lepiwiki.pl?Papilio_Macha
Text und Fotos: Marlies Jütte